Die BBK-Herbstausstellung widmet sich in diesem Jahr »dem zweiten Blick«. Der erste ist den Liebenden vorbehalten. Auf den ersten – so wird gesagt – verliebt man sich. Manchmal. Nicht immer. Auf den zweiten sieht man besser. Genauer.
Der zweite Blick offenbart, was dem ersten verborgen blieb. Er definiert seinen Gegenstand, er umkreist ihn, er macht ihn präzise. Manchmal braucht es einen dritten. Dann wird der Blick zum Schauen. Oder zum Gaffen. Oder zum Glotzen. Der zweite Blick verlängert den Augenblick. Dem zweiten Blick muss man standhalten. Den ersten Blick wirft man auf etwas, er macht den Anblick. Mit dem zweiten durchschaut man etwas. Er ist durchdringend. Es gibt finstere Blicke, helle, fröhliche, verächtliche, erschrockene, schmachtende und ausdruckslose. Der Blick entstammt einer physiologischen Dynamik und einer psychologischen (von der er nichts weiß) sowieso. Der Blick ist der Kunst wesentlich. Ohne ihn gäbe es keine Kunst. (Norbert Hilbig)